
Cline & Fay // Parenting with Love & Logic
Parenting with Love & Logic habe ich deswegen gelesen, weil ein anderer Erziehungsratgeber in weiten Teilen auf diesem Programm basiert. Mir gefällt das pädagogische Konzept außerordentlich gut, auch wenn ich das, was mir da im Buch vermittelt wird, nicht 1:1 anwenden werde.
- darum lesen: modernes Erziehungskonzept, sehr viele praktische Beispiele
- darum nicht lesen: eigentlich nur dann, wenn man keine Kinder hat oder bei der Erziehung keinerlei Probleme
Foster Cline ist Psychologe, Jim Fay Pädagoge. Nicht die schlechteste Kombination, um ein Erziehungskonzept zu entwickeln. Beide haben enorme praktische Erfahrung, vor allem im Schulumfeld und mit schwierigen Kindern. Ziel des Konzeptes ist es in erster Linie, verantwortungsbewusste Kinder zu erziehen. Nur in zweiter Linie geht es darum, eine gute Eltern-Kind-Beziehung zu bauen oder aber den Familienalltag stressfreier zu gestalten. Die Methoden sind stark vereinfacht grenzenlose Liebe – und taktisch kluges Verhalten dem Kind gegenüber.
Inhaltsverzeichnis
Das pädagogische Konzept
Um etwas mehr ins Detail zu gehen: Es geht darum, Kinder möglichst früh so viele Entscheidungen wie möglich zu überlassen – und dabei die Grenzen dessen, was für Eltern denkbar war auszureizen. Die Kinder dürfen selbst entscheiden, wann sie ins Bett gehen, ob sie eine Jacke anziehen oder ob sie Hausaufgaben machen. Klingt stark nach laissez-faire. Isses aber nicht. Denn die Konsequenzen aus ihrem Handeln müssen Kinder selbst tragen. Trödelt das Kind und verpasst den Schulbus, lösen nicht die Eltern das Problem des Kindes, indem sie es einfach zur Schule fahren. Das Kind muss das Problem selbst lösen und zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen – oder ein Taxi rufen und bezahlen. Die Eltern sind bei all diesen Entscheidungen Ratgeber und Tröster – etwa weil das Kind nachsitzen muss und deswegen einen Kindergeburtstag verpasst oder ähnliches. Die Eltern greifen außerdem immer dann ein, wenn das Kind die Konsequenzen nicht tragen kann oder diese das leibliche Wohl gefärdern würden.
Das Konzept des Buches
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im kürzeren wir das pädagogische Konzept erklärt und einige Grundsätze genannt. Im zweiten gibts 48 konkrete, praktische Situationen und wie man diese meistern könnte. Was tun, wenn das Kind keine Zähne putzen will, nicht ins Bett will, nicht aufräumt, dauernd jammert, und so weiter. Könnte ist dabei ein wichtiges Stichwort. Denn am Ende geht es darum, anhand der Grundsätze seine eigenen Lösungen zu finden.
Das ist genau das, was ich an diesem Buch und dem Konzept so mag. Es ist kein Alles-oder-nichts-Konzept. Es ist kein absolutes Konzept. Ich kann soviel ich will in meinen Alltag einbauen. Unsere Mahlzeiten sind beispielsweise oft sehr stressig, weil unsere Kinder jammern, schreien, blödeln. Wir sagen den Kindern jetzt, dass sie so viel blödeln dürfen, wie sie wollen, aber dass sie das nicht am Esstisch, sondern in ihrem Zimmer machen sollen. Die Essenszeiten sind deswegen nicht unendlich ausgedehnt. Wer aufsteht und lieber blödeln will, verpasst vielleicht das Essen. In anderen Situationen wenden wirs nicht an und in wieder anderen müssen wir erst eine Taktik finden, die zu uns passt und die wir auch wirklich durchziehen wollen.
Was mir nicht so gut gefällt
Insbesondere was die praktischen Tipps angeht, gibt es einiges, was mir nicht so gut gefällt. Da wird den Kindern schonmal Schmu erzählt, etwa vom Hirn, dass durch zuviel TV-Konsum ganz schwammig wird. Hm. Außerdem erzählen sich die Eltern ständig gegenseitig, wie gut es sich anfühlt, die Zähne zu putzen oder das Zimmer aufzuräumen. Ich weiß nicht. Kommt mir mehr wie ein Theaterprogramm denn wie Erziehung vor.
Ansonsten kann ich das Buch wärmstens empfehlen, besonders in Kombination mit Loving Our Kids On Purpose, das ich hier ebenfalls noch vorstellen werde.
Übrigens: Trotz der Bibelzitate zu beginn eines Kapitels und der religiösen Argumentation handelt es sich nicht wirklich um ein christliches oder religiöses Buch. Ich nehme an, die Autoren richten sich ganz einfach an ein traditionelles amerikanisches Publikum, bei dem die christliche Religion eine viel wichtigere Rolle spielt als bei weiten Teilen der deutschen Bevölkerung.
Foster Cline & Jim Fay // Parenting with Love & Logic
Updated & Expandet Edition 2006, 1990
Navpress
255 Seiten
weitere Buchbesprechungen
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