
James Sire // Habits of the Mind
Intellektuelle Christen? Sowas gibts? Sind Christen nicht alles dümmliche Menschen, die an lächerlichen Traditionen hängen und an den Weihnachtsmann glauben? Eher nicht. Doch selbst unter Christen werden Menschen, die etwas zu viel nachdenken oft skeptisch gesehen. Habits of the Mind richtet sich an ebenjene christlichen Denker und will eine Art Wegweiser sein und ihnen dabei helfen, ihr Denken zur Ehre Gottes einzusetzen. Gelingt aber nur so mittelmäßig.
- darum lesen: ein paar gute Buchtipps, gute Beschreibungen des intellektuellen Lebens.
- darum nicht lesen: arg grundlegende Infos, viel Gelaber und viel zu viele Zitate.
Ich studiere nebenbei etwas Theologie. Hier mal ein Buch, da mal ein Videokurs und ab und zu ein MOOC. Im Rahmen eines dieser Kurse sollte ich das Buch Habits of the Mind von James Sire lesen. So als Illsutration, was es bedeuten kann, Gott mit dem ganzen Verstand zu lieben.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand.
Lukas 10,27 Die Bibel // Hoffnung für alle
Das gelingt James Sire tatsächlich recht gut. Er liefert viele Definitionen und Beschreibungen des intellektuellen Lebens und sagt, welche Gefahren und welche Chancen damit einhergehen. Insofern Funktion für den Kurs erfüllt. Das ist aber nur ein kleiner Teil des Buches. In Wirklichkeit möchte Sire jungen Menschen, die gerne denken zeigen, wie sie diese Begabung und diese Leidenschaft für Gott einsetzen.

Er zeigt es beispielhaft anhand des Lebens von John Henry Newman, dem er zwei Kapitel widmet und der damit viel zu viel Platz einnimmt. Newman mag ja ein herausragender und unterschätzter christlicher Intellektueller gewesen sein. Aber das hier ist ja keine Biografie und kein Buch, dass seine Aussagen interpretiert. Zum Vergleich bekommt Jesus nur ein Kapitel spendiert und ich hätte es doch interessant gefunden, Jesus intellektuelle Seite mehr aufgedröselt zu bekommen. Warum darf Jesus außerdem nicht das Buch einleiten? Es scheint ja fast, als sei Newman das größere Vorbild, für intellektuelle?
In den restlichen Kapitel hat Sire erschreckend zu sagen und labert viel drumherum. Seine Tipps für Intellektuelle sind erschreckend einfach:
- Alleine sein
- Stille
- Gedanken nicht abschweifen lassen
- Außerhalb der Box denken
- Das Gebet als Rahmen des Denkens
- Ein Notizbuch verwenden
- viel lesen
- Lectio Divina
Interessant ist vielleicht noch das Kapitel über intellektuelle Werte und einige Büchertipps. Wobei Sire an einer Stelle ausführlich die Bücher beschreibt, die er gerade zufällig auf einer Reise dabeihat, die er unter anderem auch dazu nutzt, an dem Buch zu schreiben. Ohne jeglichen weiteren Zusammenhang. Ist ja ok, anhand dieser Bücher zu zeigen, was er liest. Aber diese zufälligen Bücher seitenweise zu beschreiben ist doch eher: [hoot_highlight color=“accent“]überflüssig.[/hoot_highlight] Und zeigt seine Tendenz zum Labern ganz gut auf. Das Buch hat aber halt nur 224 Seiten und wenn ich davon die Hälfte für unnötiges Gelaber abziehe und nochmal ein gutes Stück für unsinnige und willkürlich platzierte Zitate, zeigt das ganz gut die Schwäche des Buches: Sire hat erstaunlich wenig zu sagen.
Habits of the Mind ist insofern bestenfalls ein Einstieg in die Thematik, das es aber durchaus schaffen kann, Lust auf mehr zu machen.
James W. Sire // Habits of the Mind
1. Auflage 2000
InterVarsity Press
224 Seiten

