
Susanne Strecker // Der 40 Punkte Plan
Der Text ist fertig. Damit er wirklcih gut wird, muss man ihn üblicherweise etwas schleifen, feilen und polieren. Dabei soll dieses Buch helfen. Susanne Strecker hat 40 Punkte zusammengestellt, die man abarbeiten kann. Die Liste an sich ist nicht schlecht, das Buch hätte aber mehr Inhalt vertragen.
- darum lesen: sicherlich kann der eine oder andere Schreiber etwas lernen
- darum nicht lesen: wenig Inhalte fürs Geld, da gibts bessere Ratgeber
Susanne Strecker ist Lektorin und Autorin. Sie weiß also, worüber sie schreibt. Allerdings ist ihr Verlag, in dem auch dieses Buch erscheint, nicht unbedingt übermäßig erfolgreich oder für Qualität bekannt. Auf den ersten Blick wirkt der Verlag eher nach Masse, denn nach Klasse. Und auch der 40-Punkte-Plan passt gut in dieses Schema. Es ist, um es kurz zu fassen:
enttäuschend.
Das Buch ist viel zu kurz. Knapp 80 Seiten, von denen 10 für Buchwerbung draufgehen (katastrophale Klappentexte), 8 für Cover, Vorwort und Inhaltsverzeichnis und weitere 5 für Zwischeninhaltsverzeichnisse. Damit auch ja kein Leser verloren geht. Von den verbliebenen 50 Seiten sind mehr als die Hälfte maximal bis zur Hälfte mit Inhalt gefüllt.
Die 40 Punkte sind an sich nicht schlecht und taugen auch als Checkliste, seinen Text zu überarbeiten. Doch sind die einzelnen Punkte schlecht und unvollständig ausgearbeitet, Beispiele eilig herbeigezogen. Das gesamte Werk richtet sich in erster Linie an Autoren, die prosaische Texte aus Perspektive eines auktorialen Ich-Erzählers.
Ääh Whaat?
Allwissender Ich-Erzähler? So ein Schwachsinn. Und einen personalen Ich-Erzähler gibts auch nicht. Es gibt:
- auktoriale, also allwissende Erzähler
- personale Erzähler, die aus der Perspektive einer Person erzählen, diese aber von außen beobachten
- Ich-Erzähler
- und neutrale Erzähler, irgendwo zwischen dem auktorialen und dem personalen Erzähler, denen alles wurscht ist und nur beobachten
Ich finde es auch schwachsinn, zwischen dem Plusquamperfekt und dem Präteritum zu wechseln, um „hatte“ usw. zu vermeiden. Klar klingt das Scheiße. Aber der Plusquamperfekt hat schon eine Funktion, nämlich zu markieren, wenn etwas in der Vorvergangenheit passiert ist. Und dann schafft sie es, in ihren wenigen Sätzen mit Wortklaubereien zu nerven. Schon klar, dass Augen eher nicht im Ausschnitt einer jungen Dame kleben können. Aber genausowenig kann der Blick am Hintern eines jungen Mannes kleben. Entweder bildliche Sprache ist erlaubt oder halt nicht. Und die Augen, die im Ausschnitt kleben sind vielleicht ungeschickt formuliert, vielleicht aber auch einfach überzogene comichafte Sprache. Lustiger weise schreibt Frau Strecker Seiten, nachdem sie stimmige Bilder angemahnt hat von einem Blick, der Feuer sprühen würde …
Also, was soll ich sagen? Folgendes:
Rausgeschmissenes Geld.
Susanne Strecker // Der 40-Punkte-Plan
E-Book-Ausgabe 2017
Bookshouse
74 Seiten

