
Tim Hawkes // 10 Conversations You Must Have with Your Son
Das Buch 10 Conversations mit dem Click-Bait-Titel ist keine Anregung für Väter, die eine Ahnung haben, worüber sie mit ihrem Sohn sprechen sollen. Es geht mehr darum, Anleitung für die wichtigsten Themen zu geben. Und das gelingt mal besser, mal schlechter.
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- darum lesen: als Vater eines Sohnes, wichtig, sich darüber Gedanken zu machen …
- darum nicht lesen: … was prinzipiell natürlich auch ohne dieses Buch geht
Tim Hawkes ist Pädagoge, hat in England und Australien unterrichtet und war einen Großteil seines Berufslebens Direktor. Inzwischen schreibt er Erziehungsratgeber – und natürlich ist er selbst Vater. 10 Conversations ist eine Sammlung all seiner Erfahrungen, ein Machts-besser-als-ich,-Männer!-Buch. Nicht an nur einer Stelle gibt er eigenes Versagen oder Versäumnisse zu. Das macht dieses Buch unheimlich authentisch und wertvoll. Dennoch werden wohl die allermeisten Väter trotzdem versagen. Denn viele wichtige Themen sind einfach supertief und intensiv. Wichtig, klar, aber es dürfte nicht jedem leicht fallen, alle Themen souverän und hilfreich mit dem Sohnemann durchzugehen. Selbst, wer Hawkes Buch gelesen hat, dürfte sich nicht übermäßig viel leichter tun – und zwar auch deshalb, weil nicht jeder Tipp wirklich heiß ist.
Wie der Titel bereits sagt, stellt Hawkes zehn Themen vor, darunter finden sich nicht wirklich Überraschungen:
- Du bist geliebt
- Identität
- Werte
- Leiterschaft
- Zusammenleben
- Erfolg
- Sex
- Geld
- Gesundheit
- Resilienz
Diese Themen sind nicht nach Wichtigkeit sortiert, sondern ganz grob danach, in welchem Alter Hawkes die Gespräche führen würde. So klar lässt sich das nicht immer sagen. Aber die Botschaft, dass Sohnemann geliebt ist, kann man eben ganz wunderbar in jüngsten Jahren schon rüberbringen (und bleibt anschließend das ganze Leben wichtig). Während Hawkes beim Thema Resilienz das Reden über den Tod, auch den eigenen Tod mit einschließt, was wohl noch etwas länger Zeit hat. Aber letztendlich kommen Themen halt auch einfach auch und dann ist es gut, einigermaßen gewappnet zu sein. Das Buch richtet sich in erster Linie an Eltern von Teenie-Söhnen, es schadet aber sicherlich nichts, sich vorher schon Gedanken zu machen, welche Themen einem selbst wichtig sind und wann und wie man diese ansprechen will.
Zu jedem der zehn Themen schreibt Hawkes, warum er selbst das Thema wichtig findet und welche Erfahrungen er mit seinen eigenen Söhnen und seinen Schülern gemacht hat. Der Text wird immerwieder unterbrochen durch Ideen für Gespräche. Dann beschreibt er, wie man ein solches Gespräch starten könnte, welcher Rahmen sinnvoll ist und was es generell zu beachten gilt. Das ist kein schlechter Ansatz, denn einerseits wird der Text so aufgelockert, andererseits, sind solche Tipps eines erfahrenen Pädagogen natürlich Gold wert. Allerdings sind seine Ideen manchmal recht banal oder schwer umsetzbar. Hawkes bietet insofern keine fertigen Lösungen, sondern lediglich Anstöße und Anregungen für eigene Ideen. So ein Gespräch muss ja auch zu Vater und Sohn passen. Sonst ist es sowieso zum Schweitern verurteilt.
Ein paar Beispiele für Ideen:
- SHARE: Simplicity, immer nur über ein Thema reden. Humor, im Gespräch nicht zu ernst sein. Activity, Gespräche immer mit Aktivitäten verbinden. Reinforcement, ein Thema in naher Zukunft irgendwie erneut aufgreifen, z.B. durch einen gemeinsamen Film. Electronic, sich auch elektronisch mit seinem Sohn verbinden.
- Von Freunden, Lehrern, Arbeitgebern des Sohnes positives Feedback sammeln und es ihm als Filmchen o.ä. überreichen
- Die Erfüllung großer Wünsche davon abhängig machen, dass Sohnemann sich selbst überlegt, wie er beweisen kann, dass er tatsächlich bereit dafür ist. Z.B. Führerschein o.ä.
- Den Sohn erst über seine Meinung z.B. zur Darstellung von Sex und Beziehung in einem Film fragen, bevor man ihn über sein eigenes Sexleben fragt.
- Den Sohn die Steuererklärung machen lassen oder Vorschläge für eine Autoversicherung recherchieren lassen.
Diese Beispiele zeigen auch: es geht eigentlich über Gespräche hinaus. Es geht mehr darum, seinem Sohn alles beizubringen, was er für ein eigenständiges Leben braucht.
Stärken und Schwächen
Hawkes ist demütig und ehrlich. Er erzählt viel aus seinem eigenen Leben und lässt auch Fehler nicht aus. Er hat einen enormen Erfahrungsschatz und kennt sich in der Fachliteratur bestens aus. Er ist genau der richtige Mann, um Erzieheungstipps zu geben. Allerdings führt er manche Gedankengänge nicht sorgfältig genug aus. Dann schneidet er ein Problem an, bietet aber keine Lösung an, sagt noch nicht einmal, wo man sich intensiver zu dem Problem informieren könnte. Er sagt, wie wichtig es ist, bestimmte Dinge zu tun, erklärt dann aber nicht, wie man das tun kann.
Hawkes hat einen klaren Moralcode. Das ist natürlich zunächst mal gut für ihn und wichtig in seinem Job. Er wehrt sich an einigen Stellen gegen den Gender-Gaga und die Aufweichung der Geschlechter. Klar, deswegen schreibt er ja auch ein Buch für die Eltern von Söhnen. Es geht ihm nicht darum, Steretypen zu zementieren, aber darum, hinzunehmen, dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt und wir diese Unterschiede berücksichtigen müssen, wenn wir mit unseren Kindern reden. Homosexualität thematisiert er nur kurz im Kapitel über Sex und schreibt, wie Eltern insbesondere in der Outing-Situation verhalten können. Transgender ist dagegen kein Thema.
Eine Kurzform des Buches veröffentlichte Hawkes als Artikel auf abc.net
Tim Hawkes // 10 Conversations You Must Have with Your Son
US-Ausgabe 2016 // 2014
TarcherPerigee // Hachette
292 Seiten
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